Lippe aktuell vom 10.09.2008
Interview: Christian Hinder zum Scheitern der Römertage OWL:
»Es gab Kräfte, die haben alles gegen, aber nichts für die Römertage getan«
Augustdorf. In diesem Jahr kam das Aus für die Römertage OWL, die 2006 und 2007 n Augustdorf veranstaltet wurden. Mehrere tausend Besucher wurden gezählt, eine Wiederholung der Spiele in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Warum es keine Fortsetzung gibt – darüber hat Lippe aktuell-Mitarbeiter Stefan Boscher mit dem Initiator der Römertage, Christian Hinder, gesprochen.
?: Nach zwei Jahren in Folge wird es 2008 keine Römertage geben. Wie sieht es im kommenden Jahr aus?
Christian Hinder: Die Zukunft der Römertage steht in den Sternen. Wie es weitergeht, kann ich im Moment nicht wirklich absehen. Nach den Römertagen im Jahr 2007 hat sich in Augustdorf einiges entwickelt, was eine Weiterarbeit dort wohl eher sinnlos erscheinen lässt. Das ist schade für die Region und schade für Lippe, denn in Augustdorf hat bürgerliches, ehrenamtliches Engagement eine wertige Veranstaltung, ein Top-Alleinstellungsmerkmal mit einem hohen Potential für den Fremdenverkehr der Region erfolgreich ins Leben gerufen.
?:Lag es am mangelnden Interesse der Besucher?
Hinder: Nein, absolut nicht. Ein Beispiel dazu: Nachdem die Internetseite http://www.roemertage-owl.com/ online ging, lag sie nach weniger als fünf Monaten bei der Suchmaschine Google bundesweit bereits auf Platz eins. Vor namhaften Veranstaltungen wie Xanten, Trier oder Kalkriese. Diese Position halten die Römertage ohne Unterbrechung bis heute. Bislang wurden über 1,5 Millionen Zugriffe erfasst. Das spricht eine klare Sprache über das Interesse der Menschen an den Römertagen in Augustdorf und lässt berechtigte Rückschlüsse über den hohen Stellenwert und die Bedeutung für unsere Region zu, den dieses Thema genießt. Leider ist bei dem aktuellen Stand der Dinge in Augustdorf eine Zukunft für die Römertage nicht mehr denkbar. Das Thema scheint dort tot.
?:Warum tot?
Hinder: Im Jahr 2007 wurde unter Mitwirkung und Unterstützung verschiedener hilfreicher privater und öffentlicher Kräfte eine echte Infrastruktur mit Wallanlagen, Arena und Holzgewerken auf dem Gelände in Augustdorf für die Römertage geschaffen. Es war in jeder Hinsicht ein echter Kraftakt. Der Presse war zu entnehmen, dass ein Teil dieser Infrastruktur nicht mehr existiert, sie wurde zerstört. Eine Zukunft für die Römertage ist unter solchen Voraussetzungen wohl eher nicht denkbar.
?:Wurden Fehler gemacht?
Hinder: Die Organisatoren haben allesamt ehrenamtlich gearbeitet und mit einem unermüdlichen Engagement die bundesweit größte Veranstaltung zum Thema Römertage im Jahr 2007 auf die Beine gesellt. Neben vielen Deutschen, waren Gruppen aus ganz Europa zu Gast in Augustdorf, die Geschichte zum Anfassen und Mitmachen boten. Alles war so nah dran wie möglich. Man darf feststellen, dass es internationale Römertage in Augustdorf waren und dort der Gedanke der Völkerverständigung und der Freundschaft zwischen den Völkern gelebt wurde. Angesichts einer Dimension mit über 400 Akteuren und über 40 Gruppen wurden ganz sicher auch Fehler gemacht, das bleibt nicht aus.
?:Es ist die Rede von Differenzen zwischen den Organisatoren und der Gemeinde Augustdorf, die eine weitere Zusammenarbeit verhindern. Ist das so und wenn ja, warum?
Hinder: Aus Augustdorf hört man seit Monaten leider wenig positives. Besinnliche Töne vernimmt man eher nicht. Ich vermisse da eine gewisse Professionalität und erspare es mir, an dieser Stelle aus dem Nähkästchen zu plaudern und die Peinlichkeiten öffentlich zu machen. Eine Kommentierung der Gesamtsituation unterlasse ich daher. Alles zu seiner Zeit.
?:Ausgerechnet im Jahr 2009, in dem 2.000 Jahre Varusschlacht gefeiert werden, gibt es keine Römertage. Ist das nicht ein Verlust für die Feierlichkeiten?
Hinder: Meine persönliche Meinung dazu ist: Wer es sich in Lippe leisten kann, eine Veranstaltung wie die Römertage zu zerstören, muss dies der Öffentlichkeit erklären und muss andererseits in der glücklichen Lage sein, den Besuchern zum Thema ungemein was bieten zu können. Es mag aber auch vielleicht hier und da die Sorge darüber vorgeherrscht haben, dass die Römertage anderen Veranstaltungen den Rang hätten ablaufen können. Oder einfach nur Neid. Es bleibt am Ende ein gewisses »Geschmäckle«.
?:Sie sagen, die Römertage seien »zerstört« worden. Was meinen Sie damit?
Hinder: Schon bei Aufnahme der Planungen zu der Erstauflage der Römertage in Augustdorf Ende Oktober 2005 wehte den ehrenamtlichen Planern aus einer ganz gewissen Richtung ein rauer Gegenwind entgegen, der sich schlussendlich zu einem üblen Orkan entwickelte. Es gab Kräfte, die haben ganz sicher alles gegen, aber nichts für ein festes Etablieren der Römertage in Augustdorf unternommen. Unsere britischen Freunde haben für solche Umgangsformen eine sehr schöne Bezeichnung: no touch of class. Aus meiner Sicht geht für die Region eine gute Möglichkeit verloren, sich von anderen Regionen durch das Leben eines Alleinstellungsmerkmales abzuheben. Die Römertage waren schon etwas ganz Besonderes. Es stellt sich für mich die Frage, wie jemand aussehen muss, der ohne Not so handelt?
?:Können Sie sich eine Zukunft der Römertage vorstellen – in Augustdorf oder in einer anderen Kommune in NRW?
Hinder: Die Römertage waren nicht auf das Jahr 2009 begrenzt, sie sollten nach 2009 in einem zwei-Jahres-Intervall durchgeführt werden – und das nachhaltig. Sollten fest etabliert und weiter ausgebaut werden. So war es mit den Verantwortlichen abgesprochen und so sollte es sein. Das Thema birgt ein enormes Potential. Bei mir liegen nun Anfragen aus umliegenden Kreisen und Regionen vor, ob ich nicht Interesse daran hätte Römertage oder ähnliches zu begleiten. Soviel zum Thema Außenwirkung der Römertage.
?:Sie und das ehrenamtlich tätige Organisationsteam hat viel Zeit in die Römertage investiert. Wie fühlen Sie sich persönlich bei dem Gedanken, dass die Veranstaltung abgesagt wurde?
Hinder: So ist das Leben. In den fast zweieinhalb Jahren habe ich viel gelernt. Man muss genau hinschauen, mit wem man sich ins Bett legt und mit wem man sich in der Politik so einlässt. Ich sehe jedoch keinen Grund, enttäuscht zu sein oder einen Groll zu hegen. Das regelt man anders. Habe ich doch für mich und meine Verhältnisse großartiges erleben und leisten dürfen, mit und in einem wunderbaren Team. Das enorme Anstrengungen unternommen hatte, dem Publikum und den Römer- & Germanengruppen eine beeindruckende Veranstaltung zu bieten. Diese Erfahrung kann mir niemand nehmen. Damit sich Interessierte einen Überblick darüber verschaffen können, was die Römertage sind, bleibt der Internetauftritt weiter online geschaltet. Die Menschen können dann ja im Jahr 2009 vielleicht mal reinschauen und vergleichen. Was wäre wenn . . . und was wäre drin gewesen für Lippe.
Hallo Herr Otte,
was ist denn Lippe aktuell? Anzeigenblatt oder Radio?
Was meint denn wohl Herr Hinder (der spricht leider nicht mehr mit mir, seitdem ich ihm seinen Beitrag über die Logistik des Varus korrigiert habe, ist jetzt wohl eingeschnappt, der Gute, ich kann damit aber gut leben!) mit dem folgenden Zitat:
„Ende Oktober 2005 wehte den ehrenamtlichen Planern aus einer ganz gewissen Richtung ein rauer Gegenwind entgegen, der sich schlussendlich zu einem üblen Orkan entwickelte…“
Spricht der Mann in Rätseln oder kann der auch verständliches Deutsch? Was ist denn eine „ganz gewisse Richtung“?? Kann man das vielleicht für Außenstehende präzisieren? Ich hörte durch meine Ohren in Lippe, die ganze Sache wäre wohl (um es vorsichtig zu sagen) ziemlich rechtslastig gewesen. Was meinen Sie dazu?
Viele Grüße,
bis die Tage
Peter Kracht
P.S.: Und was soll die Überschrift bedeuten?? Soll das etwas Tiefsinniges sein, das man erst nach zwei Semestern Philosophie versteht? Die ganze Sache ist mir irgendwie unheimlich…
Peter Kracht, Unna
„Lippe Aktuell“ ist ein lokales Anzeigenblatt.
Interne Details zu den Augustdorfer Römertagen kenne ich nicht.
Zur Überschrift: War so vorgegeben.