Die folgenden 12 Punkte definieren nach Dr. Leiermann die Randbedingungen der Logistik des Varus und damit den Rahmen, welcher die Auffindung weiterer Römerlager ausgehend von Anreppen erlaubt:
- Varus verlor nach den Berichten (Tacitus, Cassius Dio, usw.) drei Legionen, mindestens diese müssen also in Germanien unterwegs gewesen sein.
- Rom hatte keine Luftlandetruppen. Also müssen mindestens diese drei Legionen durch die Region marschiert sein und dort gelagert haben.
- Rom verfügte über keine Kühlkette für die Versorgung der Legionen mit Nahrungsmitteln. Das heißt, man benötigte Frischgemüse (sonst Skorbut!) vor Ort, welches angebaut werden musste. Feldraster sind die Folge.
- Die Tagesleistung einer Legion beträgt etwa 25 km. Diese Zahl gibt auch noch Clausewitz an.
- Es war römische Heeresvorschrift, dass allabendlich ein festes Lager aufgesucht werden musste.
- Aus 4. und 5. ergeben sich zwangsläufig Lagerketten.
- Man zog am 1. März ins Feld. Im Herbst erfolgte der Rückmarsch in die Winterlager. Die Römer waren mindestens 18 Jahre (9 vor bis 9 nach) in Germanien unterwegs, sind also mit ihren Legionen (Sommer- und Winterlager) rund 36 mal durch Germanien gezogen. Dabei wurden oftmals die gleichen Lager belegt. Ehemalige Lagerstandorte sind nicht notwendigerweise an Funden zu erkennen. Die meisten Teilstücke der römischen Eifelwasserleitung nach Köln haben nicht einen einzigen Fund. Es gab sogar Lagergruppen, weil es z.B. zur Vermeidung von Diebstählen vorteilhaft war, wenn jede Legion ein eigenes Lager hatte.
- Marschlager für nur eine Nacht waren die Ausnahme. Vermutlich blieben in allen Lagern Depots und Wachen zurück. Sie wurden beim Rückmarsch aufgerollt. So macht das jede Armee.
- Jede Armee besetzt Knotenpunkte, d.h. Pässe (Stapelage, Veldrom, …), Flussübergänge (Kirchohsen, Corvey, Holzminden, …) und Umladestellen vom Fluss auf den Landweg (Anreppen, Paderborn, …).
- Der Transport zu Wasser ist dreißig mal effektiver als zu Land. Deshalb wurden Wasserwege genutzt, wann immer es möglich war.
- Jede Armee schützt sich mit Auffanglinien, oft in Kombination mit Flüssen, daher Fluss-Limites (Ems, Weser, Leine, Elbe, …)
- Anzunehmen, Rom hätte zur Varus-Zeit und bei der Dauer der Aktivitäten in Germanien nur in Zelten und Holzbauten gelebt, ohne Steinbauten, obwohl in Rom, Trier, usw. zeitgleich riesige Steinbauten entstanden, ist wenig wahrscheinlich.