von Ernst Wilhelm Pape
D e t m o l d / O s n a b r ü c k (WB). Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat den Rechtsstreit um den Ort der legendärenVarusschlacht im Jahr 9 nach Christus beendet.
Der Geschäftsführer der gemeinnützigen »Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH – Museum und Park Kalkriese«, Joseph Rottmann, habe zu Recht öffentliche Fördergelderbeantragt und bezogen, sagte Staatsanwalt Sven Bendheuer. Zudem habe das Museum keine Funde zurückgehalten. Nach intensiven Ermittlungen sei das Strafverfahren wegen Subventionsbetruges gegen Rottmann eingestellt worden.
Im Hinblick auf die Jubiläumsfeierlichkeiten 2000 Jahre Varusschlacht im Jahr 2009 und die neue Diskussionsgrundlage hat der Landrat des Kreises Lippe, Friedel Heuwinkel (CDU), gestern dazu aufgerufen, den Streit um den Ort der Varusschlacht zu beenden. Heuwinkel: »Wir sollten das Kriegsbeil begraben und nicht länger darüber streiten, ob die historische Schlacht in Kalkriese oder im Teutoburger Wald in Lippe stattgefunden hat.«
In Detmold erinnert seit 1875 das Hermannsdenkmal an die Niederlage der Römer. Die Varusschlacht gilt als Ereignis von Weltrang. Sie trug dazu bei, die Römer ein für alle Mal aus dem Norden Germaniens zu vertreiben. In einer Strafanzeige hatte der Varusforscher Gerhard Tiggelkamp (72) aus Bad Kreuznach den Verdacht geäußert, dass in Kalkriese Funde zurückgehalten würden, die eindeutig belegten, dass Hermann der Cherusker (Arminius) und seine Germanen im Jahr 9 nach Christus den römischen Staathalter Varus und seine Legionen nicht in Kalkriese bei Osnabrück besiegt haben. Die Träger und Geldgeber der gemeinnützigen GmbH, die Stiftung der Sparkassen im Osnabrücker Land und der Landkreis Osnabrück, seien weder getäuscht noch geschädigt worden, sagte Bendheuer. Der Landkreis habe erklärt, dass er die Ausgrabungen eines römisch-germanischen Schlachtfeldes fördere und nicht das Ergebnis der Ausgrabungen. Die Frage, ob die Varusschlacht in Kalkriese stattgefunden habe oder nicht, sei für die Gewährung der Zuschüsse nicht entscheidend gewesen. Der Landkreis habe zudem betont, dass es keine Beweise im Rechtssinne gebe, die nach 2000 Jahren eindeutig belegten, dass die Varusschlacht in Kalkriese stattgefunden habe.
Auch der Fund des fraglichen Mundbleches, das bereits seit Jahren in dem Museums ausgestellt werde, ändere an der Rechtslage nichts, sagte der Staatsanwalt. Es gebe viele denkbare Erklärungen dafür, wie das Blech in das Kalkrieser Gebiet gelangt sein könnte. Möglicherweise sei es – auf welchem Wege auch immer – erst nach dem Jahre 9 nach Christus dorthin gelangt. Vielleicht war es auch – auf welchem Wege auch immer – in den Besitz eines Angehörigen der Truppen des Varus gelangt. Bendheuer: »Das Fundstück kann daher nicht beweisen, dass das Kalkrieser Kampfgeschehen erst nach dem Jahr neun nach Christus zu datieren ist.«
Die Staatsanwaltschaft habe auch im Museum ermittelt. Nach Angaben von Bendheuer würden in Kalkriese viele Fragen nach dem Ort der Varusschlacht aufgeworfen. Einen eindeutigen Beweis, dass Kalkriese derSchlachtort sei, gebe es aber nicht. Dies werde von den Museumsverantwortlichen auch so dargestellt. Auch das niedersächsische Wissenschaftsministerium betonte, dass eindeutige Belege für die Behauptung, Kalkriese ist ohne Wenn und Aber der Ort der Varusschlacht, fehlen. Ministeriumssprecher Kurt Bernhard Neubert: »Kalkriese ist eine historisch interessante Stelle. Deshalb werden die Ausgrabungen gefördert.«
Ein Kommentar von Christian Hinder:
Wenn das niedersächsische Wissenschaftsministerium betont, dass eindeutige Belege für die Behauptung, Kalkriese ist ohne Wenn und Aber der Ort der Varusschlacht fehlen(!) … so drängt sich mir doch die Frage auf, warum man in Kalkriese nicht um einen fairen Umgang miteinander bemüht ist und die verwirrenden und offensichtlich inhaltlich falschen(!) Schilder an der Autobahn abnimmt … und den Alleinstellungsanspruch auf eine fiktive Schlacht endlich den Realitäten anpasst.
Förderung einer strukturschwachen Region mit allen Mitteln ?