„Es werde Schlacht“ – Kalkrieses politischer Weg zum Ort der Varusschlacht
Ein Kommentar von Christian Hinder
Nun ist es soweit, die Feierlichkeiten im Jahr 2009 zur Varuskatastrophe des Jahres 9 n.C. können alsbald beginnen. Nach all dem Trubel im Vorfeld fällt den Verantwortlichen mindestens ein Stein vom Herzen.
Endlich kann es losgehen. Das durch die öffentliche Hand mit hohen Summen an öffentlichen Geldern aus Steuereinnahmen finanzierte und ins Leben gerufene, künstliche Konstrukt „Imperium-Konflikt-Mythos“ wird im Mai eröffnet.
Mindestens 13,4 Millionen EUR haben die Verwaltungen der drei Standorte (Haltern, Lippe, Kalkriese) an Mitteln zugewiesen bekommen. Weitere öffentliche Gelder in Millionenhöhe sind geflossen.
Nur, wie kam es eigentlich dazu, dass man sich auf Kalkriese als neuen Ort der Varusschlacht einigte und eben diesen in der Öffentlichkeit über die üblichen zur Verfügung stehenden medialen Kanäle in die Köpfe der Menschen versucht einzuhämmern? Was sind die Hintergründe, was die Motive?
Wer, wenn nicht die Politik wäre zu solch einer „Leistung“ am besten im Stande?
Ausgangslage: Es werde Schlacht… !
Am Anfang steht immer eine Lüge. Du musst sie nur oft genug über die Schlüssel-Medien wiederholen. Irgendwann wird die Öffentlichkeit beginnen, die Lügen als Wahrheit zu schlucken – so hoffte man ganz sicher. Sich solcher Mechanismen zu bedienen hat sich im Laufe der Geschichte wiederholt bewährt, warum also diesmal nicht auch?
Da der Mensch nach dem immer selben Muster funktioniert, hat man sich eben dieser Muster bei dem Versuch bedient, einen neuen Ort der Varusschlacht in den Köpfen der Menschen zu etablieren.
Faktor: Macht
Wer hat die Macht einen solchen Apparat in Gang zu setzen, wer verfügt über solche Mittel?
Der Hintergrund ist eine politische Absprache aus den Jahren 1997/98, seinerzeit zwischen den Ministerien Gerhard Schröders und Wolfgang Clements, beide damals Landesväter der Länder Niedersachens und NRW`s. Man verständigte sich darauf, Kalkriese als den Ort der Varusschlacht festzulegen und alles was damit zu tun hat eben aus Lippe raus ins Osnabrücker Land zu verlegen.
Mit vorausschauendem Blick auf das Jahr 2009, wollte man eines auf gar keinen Fall: das Hermannsdenkmal bei Detmold als Ort der Jubiläums Feierlichkeiten im Mittelpunkt stehend. Schock schwere Not….
Also lief der „Apparat“ an, ein Apparat der in erschreckender Weise alle Merkmale eines diktatorisch gelenkten „Apparatschiks“ aus scheinbar längst überwundener Zeit aufweist.
Aber warum das alles?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach und nicht wirklich schwer. In der intellektuellen Weltanschauung und dem daraus abzuleitenden Verständnis eines strammen, altgedienten 68ers oder (Alt)Linken, ist das Hermannsdenkmal bei Detmold eine unerträgliche Provokation, manifestiert in Stein, eines der größtmöglichen Reizthemen schlechthin. Ach wäre es doch im II. Weltkrieg den alliierten Fliegern zum Opfer gefallen, dann hätten wir dieses „Problem“ heut nicht mehr – mag so manch einer von ihnen klammheimlich gedacht haben.
Steht es für diese Menschen doch als körperlicher Beweis für „Völkische Bewegung“ und Missbrauch des Denkmals während des Dritten Reiches.
Das Eine wie das Andere zeugt von einem politisch deformierten Denken und Handeln. Bei dem Bemühen richtiges zu tun, hat man sich ganz schön unanständig verhalten.
Nutzt aber nix … Selbstreflektion ist der Politik schon vom Grund auf fremd und dass man sich bei der Wahl der Mittel ebenso wenig zimperlich zeigte wie der historisch vergangene politische Gegner, störte dort niemanden.
Intoleranz ist immer schlecht und ein ebenso mieser Berater. So nahm mal wieder eine Geschichtsklitterung der Nachkriegszeit ihren Lauf.
„Mama sagt, dumm ist wer dummes tut“
„Dumm ist wer dummes tut“ heißt es so schön in dem wunderbaren Kinofilm Forrest Gump.
Nur fällt das „Dumme“ hier nicht auf den ersten Blick auf, denkt man doch zunächst, dass man in einem demokratischen System lebt, dem man nichts schlechtes zutrauen mag und der Wissenschaft und den politischen Würdenträgern bei ihren Aussagen Glauben schenken darf – so ist man erzogen und mit diesem Wissen über bürgerliches (Werte)Denken spielen eben diese Menschen ihre Spielchen.
In der Weise startete also der Versuch den neuen Ort der Varusschlacht mit Kalkriese zu etablieren. Der „Apparat“ wurde bemüht und in Gang gesetzt.
Bis heute, ohne in Kalkriese jedoch irgendeinen wissenschaftlichen Beweis in den Händen zu halten, für die eigene These der Ort der Varusschlacht zu sein. Nach über 20 Jahren Grabung. Angesichts des eigentlich politischen Hintergrundes spielen diese ja auch eine eher untergeordnete Rolle, Hauptsache nicht Lippe bzw. das Hermannsdenkmal. Was nach 2009 mit Kalkriese passiert, spielt bei den Überlegungen offensichtlich keine Rolle.
Getreu dem Motto: nach 2009 die Sintflut. Wer spricht dann noch über die geistigen Väter dieser Idee? Was mit den Unsummen, welches das alles gekostet hat? Egal, sind doch eh nur Steuergelder….. längst ausgegeben und verbraten……. wen kümmert es…. Wissenschaftler wurden mit Titeln glücklich gemacht, Busse mit Reisegruppen werden ins Osnabrücker Land gefahren, eine strukturschwache Region tritt vorübergehend in das Licht der Öffentlichkeit…..
Die heutigen Landesväter Christian Wulf und Jürgen Rüttgers müssen mit diesem „Erbe“ ihrer altvorderen Amtsvorgänger leben und sind an die Absprachen gebunden.
Darauf wird natürlich eifersüchtig geachtet – wehe wenn die Wahrheit über Kalkriese zu früh das Tageslicht der Öffentlichkeit erblickt. Der Status Quo muss 2009 gehalten werden!! Nicht auszudenken wenn bis dahin was schief läuft.
Unter solchen Voraussetzungen darf man von den Jubiläumsfeierlichkeiten des Jahres 2009 alles erwarten – nur keine Glaubwürdigkeit … von Wahrheit oder Anstand reden wir hier lieber nicht.