Bericht aus der NW vom 09.01.2009:
Bielefeld (rec). Die Varus-Schlacht wurde vor 2.000 Jahren geschlagen. Der wissenschaftliche Schlagabtausch über die Frage, wo Hermann der Cherusker Varus und seine Legionen vernichtet hatte, hält an. Manche Arminiusforscher bezweifeln, dass sich die Kämpfe in Kalkriese zugetragen haben und bestehen auf der tradierten Annahme: Arminius besiegte Varus in Lippe.
Der Historiker Peter Kehne, Leibniz-Universität Hannover, gehört zu den Kritikern an der Verortung des Geschehens in Kalkriese. Jede Rekonstruktion der Varusschlacht habe von literarischen Quellen auszugehen, hatte er 2006 in einem Gastbeitrag in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung geschrieben. Nach Kehnes Lesart geben römische Autoren wie Cassius Dio oder Tacitus eine Vielzahl geografischer Hinweise auf das Schlachtgeschehen, nach denen Kalkriese auszuschließen sei.
Wer mit Kehne persönlich streiten will, hat dazu Gelegenheit am Dienstag, 13. Januar. Der Historiker hält an der Universität Bielefeld einen Vortrag mit dem entschiedenen Titel „Warum Kalkriese als Ort der Varusschlacht definitiv auszuschließen ist“. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Raum U 2 205 im Hauptgebäude der Universität.
Die Varusschlacht ist spätestens seit Humanismus und Reformation ein nationaler Mythos. Als martialische deutsche Selbstfindung hat er in der deutschen Literatur viele Spuren, bekannt vor allem durch Werke fürs Theater von Klopstock, Kleist und Grabbe, hinterlassen. Gerade ist im Bielefelder Aisthesis-Verlag ein Aufsatzband nach einer Tagung herausgekommen, der die Literaturgeschichte von „Hermanns Schlachten“ nachzeichnet – mit Beiträgen unter anderem der Literaturwissenschaftler Raimar Zons (Universität Paderborn), Wolfgang Braungart und Iris Hermann (beide Universität Bielefeld).
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