Podiumsdiskussion stellt Aktivitäten und nicht Orte in den Mittelpunkt
Von Heinz Wilfert
Langeland (WB). Im Jahr neun nach Christus fand die berühmte Hermannschlacht statt, sie jährt sich 2009 nach 2000 Jahren. Auf einer Podiumsdiskussion im Schützenhaus von Langeland wollte Ortsheimatpfleger Josef Grewing das Engagement der Römer im Grenzland zwischen Gallien und Germanien ins Blickfeld rücken.
Dazu hatte er auch die Experten Christian Hinder, Helmut Springer und Gerhard Steinborn eingeladen. Christian Hinder wies auf die vielfältigen Marschwege hin, auf denen die Römer vom Rhein entlang der Lippe zur Egge marschierten.
»Warum kann Arbalo, ein Ort, wo der römische General Drusus bereits im Jahre 10/11 vor Christus gegen die Germanen kämpfte, nicht im Kreis Höxter gelegen haben?« fragte Josef Grewing. Gesichert sei, dass Arbalo westlich von Paderborn zwischen dem großen Römerlager Alliso bei Anreppen an der Quelle der Lippe und der Weser gelegen haben müsse. »Vielleicht weisen „Erpe“ und „Arbo“ auf den gleichen Ursprung hin«, ergänzte Grewing.
Christian Hinder beschäftigte sich mit den Aufmarschwegen der Römer. Anreppen müsse aufgrund seines Ausbauzustandes und seiner Größe eine zentrale Rolle bei den Planungen der Römer gespielt haben. Ob es dabei um reine Eroberung ging, lasse sich angesichts der Dimensionen der Lager nicht zweifelsfrei sagen. Offenbar lagen den Planungen langfristige Vorstellungen zugrunde. »Die Römer verließen die gesicherte Rheinlinie und benutzten für ihre Pläne die Lippe, Nordrhein-Westfalens längsten Fluss«, berichtete Hinder.
Helmut Springer, das frühere Vorstandsmitglied der Sparkasse Höxter, löste mit seiner schon mehrfach vertretenen Theorie die heftigste Diskussion aus. Er hält die ganze Geschichte von Tacitus um die Germanenschlacht des Arminius für »Mumpitz«, bestenfalls für einen historischen Roman. Selbst Arminius sei als Person nicht wirklich belegt. Seine Ausführungen gründet Springer auf betriebswirtschaftliche Überlegungen: »Was kostete es die Römer, in Germanien 30 Jahre Krieg zu führen und das wegen einiger Moore und Urwälder?« Akribisch legte der Hobbyhistoriker Argumente für seine Theorie auf den Tisch: »Das große römische Weltreich brauchte das unwirtliche Germanien nicht. Und verkehrstechnisch war eine Eroberung wegen der Fließrichtungen der Flüsse von Westen her denkbar ungeeignet.« Rom habe sich von Germanien nur das genommen, was es gebraucht habe: die Gebiete südlich der Donau und westlich des Rheins zur Arrondierung des Reichs und Machtanspruchs: »Zur militärischen Sicherung reichte die Rhein-Donaulinie, die Elblinie machte für das Mittelmeerreich keinen Sinn.«
Springer hielt die schlecht organisierten Germanen in ihren extrem dünn besiedelten Gebieten überhaupt nicht fähig, in der Hermannschlacht so viele Kämpfer aufzubringen, um drei römische Legionen mit rund 20 000 bestens ausgebildeten und ausgerüsteten römischen Soldaten in einer Überraschungsschlacht zu vernichten. »Die Römer waren in Germanien. Sie kamen aber nicht als Eroberer, sondern um Geld zu verdienen als Händler und als Landvermesser«, so das Fazit Springers.